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Computerspiele

Gaming oder Gambling? – Wie weit die Abzocke mit kostenlosen Spielen gehen kann

Prominente wie Dieter Bohlen, Pietro Lombardi, Daniela Katzenberger und die sehr erfolgreiche YouTuberin Bibi (Bianca Claßen), werben für Coin Master, einem Spiel, in dem es darum geht, das eigene Dorf aufzubauen und andere Spieler*innen aus der eigenen Freundesliste anzugreifen. In Werbevideos stellen sie Coin Master als cool und hip dar. Bibi vergisst sogar das schlecht geshoppte Essen im Ofen vor lauter spannender Coin Master-Zockerei. Doch sind Games wie z.B. Coin Master denn überhaupt problematisch und falls ja, warum solltest du darauf achten, wie du mit ihnen umgehst?

Coin Master mutet in seinen Bonbonfarben mit knuffigen Tieren und liebevoll designten Dörfern zunächst recht harmlos an. Ein Rezept, das auch andere Spielehersteller schon lange für sich entdeckt haben und welches sich, glaubt man ihren Marketingstrategien, in erster Linie an eine jüngere Zielgruppe richtet. Coin Master steht dazu als kostenlose App ab „0 Jahren“ in den einschlägigen Stores zur Verfügung. Was also kann an einem niedlichen Spiel, welches dazu noch vom Hersteller kostenlos zur Verfügung gestellt wird, so verkehrt sein? Du ahnst vielleicht schon, dass hinter Coin Master und den zahllosen anderen kostenlosen Spieleapps wesentlich mehr steckt, als auf den ersten Blick zu erkennen ist. Nahezu alle kostenlos spielbare digitale Spiele arbeiten so, dass sie Spieler*innen dazu anhalten, Geld im Spiel auszugeben. Nur auf diesem Weg verdienen die Spielehersteller mit kostenlosen Spielen Geld. Spieler*innen werden z.B. vom Spiel ausgebremst und müssen lange Wartezeiten in Kauf nehmen. Oder begehrte bzw. dringend benötigte Gegenstände sind nur zufällig zu bekommen, wie z.B. über eine Lootbox. Neuen Erkenntnissen nach arbeiten diverse Spielehersteller bereits an Algorithmen, um Spieler*innen während dem Spielen aktiv zu manipulieren, sie zum Kaufen zu animieren und so ihre Gewinne noch weiter zu steigern.

Spiele, die kostenlos spielbar sind, haben also fast immer den Haken, dass man als Spieler*in Geld ausgeben muss, um Spaß zu haben. Spiele wie z.B. Coin Master gehen allerdings noch einen Schritt weiter. Der Auf- und Ausbau des Dorfes in Coin Master kann nur mit „Coins“, also mit virtuellen Münzen bezahlt werden. Diese erspielst du dir an einem dargestellten Gerät mit drei Walzen, auf welchen unterschiedliche Symbole zu finden sind. Das Drücken einer virtuellen Taste lässt die drei Walzen rotieren und wenn du Glück hast, gewinnst du. An was erinnert dich das? Schon mal etwas von einem einarmigen Banditen gehört? So wurden die Glücksspielautomaten in den Casinos in Las Vegas früher genannt. Man wirft eine Münze ein, zieht an einem Hebel und drei Walzen mit unterschiedlichen Symbolen setzen sich in Bewegung. Wer Glück hat, gewinnt. Geld natürlich. Jetzt ist Coin Master aber kostenlos und steht auch nicht in einem Casino, denkst du vielleicht. Richtig und wieder auch nicht. Denn bei Coin Master kannst du den Automaten, der einem Glücksspielautomaten sehr ähnlich sieht, nur eine begrenzte Anzahl am Tag laufen lassen. Die Geschwindigkeit, mit welcher du dein Dorf ausbauen, also spielen und Spaß haben kannst, ist also begrenzt.

Natürlich kannst du jederzeit im spieleigenen Store neue Versuche für den Automaten kaufen. Ganz wie an einem richtigen Spielautomaten kannst du also dafür bezahlen, dass du zufällig etwas gewinnst. Klar gewinnst du in Coin Master kein richtiges Geld, sondern nur „Coins“, mit denen du andere Sachen im Spiel kaufen kannst, aber das Geld, das du dafür ausgibst, um zu spielen, ist echt. Experten sprechen in solchen Fällen von „simuliertem Glücksspiel“, weil dem Geldeinsatz keine Geldauszahlung entgegensteht, sondern ausschließlich Punkte oder Münzen. So werden besonders junge Menschen abgezockt und durch das ähnliche Bild eines Glücksspielautomaten auch gleich an das echte Glücksspiel herangeführt. Auch die Aufmachung der Levels bzw. der Dörfer im Spiel, bei welchen das letzte übrigens eine Spielhalle ist, erweckt den Eindruck, vor allem junge Menschen zum Glücksspiel in Spielhallen animieren zu wollen. In Coin Master gewinnen Spieler*innen natürlich wesentlich häufiger als an einem echten Spielautomaten. Das sorgt dann langfristig für eine positive Einstellung gegenüber dem Glücksspiel und weckt unrealistische Gewinnerwartungen. Spiele wie z. B. Coin Master können so den Wunsch nach echtem Glücksspiel wecken und verstärken. Glücksspiel ist in Deutschland allerdings erst ab 18 Jahren erlaubt und das hat einen ganz konkreten Hintergrund. Kindern und Jugendliche sind für Glücksspiele und deren Reize besonders anfällig und sind der Gefahr einer Sucht sehr viel stärker ausgesetzt als Erwachsene. Spiele wie z.B. Coin Master, welche Glücksspiele simulieren, stehen gerade deshalb in der Kritik.

Wenn du selbst Spiele wie z.B. Coin Master spielst, überleg mal, was dich daran reizt oder wovon du dich „triggern“ lässt. Siehst du darin eine Gefahr? Der Entertainer Jan Böhmermann hat dies in seiner Show so bewertet und seine Zuschauer*innen dazu aufgerufen, bei der für den Jugendschutz zuständigen Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Medien (BPjM) Beschwerde einzulegen. Seitdem sind laut der Behörde eine Vielzahl an Anträgen und Anregungen zur Indizierung des Spiels eingegangen. Doch wäre eine Indizierung, also ein Verbot von Spielen wie Coin Master denn passend? Klar gäbe es eine starke Signalwirkung im Hinblick auf Lootboxen und andere glücksspielähnliche Mechaniken, mit denen sich in Apps und Online-Games Inhalte nach dem Zufallsprinzip erspielen lassen. Langfristig wäre den Spieler*innen und Eltern jedoch mit mehr Verbraucherschutz bei digitalen Spielen mit Glücksspielelementen, wie z.B. einer klaren Alterseinstufung „ab 18 Jahren“ und einer eindeutigen Kennzeichnung von Glücksspielelementen durch die USK mehr geholfen. 

Die Firma, welche Coin Master entwickelt hat und nun vertreibt, ist übrigens von zwei Größen aus der internationalen Glücksspielindustrie gegründet worden, wie Jan Böhmermann herausfinden konnte. Es ist nur schwer vorstellbar, dass dies ein Zufall ist. Bis wir eine entsprechende Einstufung und Kennzeichnung haben, bleibst du aber auf dich und deinen Verstand gestellt. Gaming ist ein tolles Hobby, bei dem man unendliche Weiten bereisen, Schlachten schlagen, Rennen fahren, Monumente erbauen und noch vieles mehr erleben kann. Dabei gilt allerdings immer, die Hersteller der Games sind Unternehmen mit dem Ziel, ihren Gewinn zu maximieren. Gerade bei kostenlosen Games solltest du also darauf achten, nicht abgezockt zu werden. Wenn du das Gefühl hast, dass du andauernd nur bezahlen sollst, um spielen zu können, kannst du dich ja mal fragen: „Macht mir das eigentlich Spaß?“. Falls nicht, es gibt eine Vielzahl an guten und spannenden Games, welche nicht versuchen, dir den Spaß zu nehmen oder dich mit Glücksspielelementen abzuzocken. Achte auf dich und darauf, was dir wirklich Spaß macht und gefällt und wofür du dein Geld ausgibst.